Sind Sie oder jemand aus Ihrem Umfeld von einer neurologischen Störung betroffen? Dann haben Sie vielleicht schon vom Bobath-Konzept gehört. Benannt ist es nach seiner Entwicklerin und ihrem Mann: Berta und Karel Bobath. Berta Bobath war Physiotherapeutin und entwickelte das Konzept ab 1943 zunächst für Säuglinge und Kinder mit angeborenen Bewegungsstörungen. Ab 1960 wurde das Konzept auf Therapie und Pflege erwachsener Patienten ausgedehnt. Das Bobath-Konzept ist ein ganzheitlicher Ansatz bei der Behandlung von Kindern und Erwachsenen mit neurologischen Erkrankungen. Dabei handelt es sich nicht um eine Methode, bei der eine Technik für alle Patienten entwickelt wird. Der Fokus liegt hierbei auf den individuellen Einschränkungen und Fähigkeiten der Betroffenen. Gemeinsam mit allen Personen, die an der Pflege und dem Alltag beteiligt sind, werden Bewegungsabläufe neu und wieder erlernt. Damit soll die weniger stark betroffene Region des Körpers entlastet und die betroffene Region gefordert werden, um einen Ausgleich herzustellen.
Das Konzept kombiniert neurophysiologische mit entwicklungsneurologischen Ansätzen. Der Patient steht hierbei im Fokus. Im Sinne der permanenten Lernfähigkeit des Gehirns soll die ganzheitliche therapeutische Behandlungspflege 24 Stunden zum Einsatz kommen. In der Annahme, dass das Hirn sich umorganisieren kann und bei einer traumatischen Hirnschädigung lediglich die Verbindungswege unterbrochen sind, wird davon ausgegangen, dass mit konsequenter Förderung und Stimulation des Patienten neue Synapsen entstehen können. Hemiplegiker neigen dazu, die von der Lähmung betroffene Seite zu vernachlässigen und nicht einzusetzen. Sie kompensieren dafür umso mehr mit der funktionierenden Seite und laufen Gefahr, auf der betroffenen Seite vermehrt Spastiken zu entwickeln. Genau hier setzt das Bobath-Konzept an. Es bezieht die betroffene Seite explizit mit ein und integriert sie in Alltagsbewegungen. Die Einsatzgebiete in denen das Bobath-Konzept herangezogen wird, sind vielfältig: Von Säuglingen bis hin zu Erwachsenen findet es Anwendungsmöglichkeiten. Therapeutinnen und Therapeuten der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie sowie Ärztinnen und Ärzte und Pflegepersonal wenden es idealerweise in berufsübergreifender Zusammenarbeit an. Dabei sollen alle pflegerischen und therapeutischen Aktionen über die hemiplegische Seite eingeleitet und stets mit einbezogen werden. Die Gestaltung des Zimmers und der alltäglichen Umgebung spielen hierbei auch eine Rolle. So soll der Betroffene immer angeregt werden, über die gelähmte Seite zu agieren. Zum Beispiel um aus dem Bett zur Tür gucken zu können, soll er angeregt werden, den Kopf über die betroffene Seite drehen zu müssen.
Das gesamte therapeutische Team arbeitet nach dem Bobath-Konzept. So kann im Alltag nach und nach eine Verbesserung der Selbstständigkeit forciert und körperliche Beeinträchtigungen überwunden werden. Je nach Ihrer persönlichen Situation kann es sinnvoll sein, Umbaumaßnahmen im häuslichen Umfeld vorzunehmen, um Ihnen und den Pflegenden den Alltag zu entlasten. So kann der Umbau der Wanne zur Dusche eine erhebliche Erleichterung für alle Beteiligten darstellen und Ihnen im Idealfall ein großes Stück Selbstständigkeit im Alltag bewahren oder wiedergeben. Mit Pflegegrad haben Sie bei häuslicher Pflege Anspruch auf Zuschüsse für die Umbaumaßnahmen. Wir beraten Sie gern hierzu, kontaktieren Sie uns!